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«Im Bundeshaus braucht es mehr Leute mit politischer Alltagserfahrung»

Stadtpräsidentin von Nidau, Grossrätin, Erfahrungen aus dem familieneigenen KMU und Mutter zwei erwachsener Töchter. - Ja, unsere Ständeratskandidatin Sandra Hess!

Wieso sie ins Bundeshaus möchte, welche Themen sie beschäftigen und vieles mehr, erzählt sie im Interview.

Du bist seit 10 Jahren Stadtpräsidentin von Nidau und seit 6 Jahren Grossrätin.

Nun willst du ins Bundeshaus. Weshalb?

Ich kenne die politische Arbeit aus der hemdsärmeligen Perspektive und habe sie von der Pike auf gelernt. Als Stadtpräsidentin bin ich nahe bei den Leuten. Als Grossrätin kenne ich die Möglichkeiten und Grenzen der Kantonspolitik. Die grossen Linien werden auf Bundesebene definiert, die Auswirkungen schlagen in den Gemeinden und bei der Bevölkerung auf. Im Bundeshaus braucht es Leute mit politischer Alltagserfahrung, das motivierte mich für die Kandidatur.

Du sprichst vom Bundeshaus. Warum kandidierst du für beide Ämter, den National- und den Ständerat?

Oberstes Ziel ist für mich, den Sitz von Christa Markwalder zu verteidigen und einen dritten Sitz im Nationalrat zurückzugewinnen. Mit der Ständeratskampagne erzielt die FDP weit über die Parteigrenzen hinaus Aufmerksamkeit. Mit meinem Engagement hoffe ich, möglichst viele zusätzliche Stimmen für unsere Partei zu holen.

"Als Tochter klassischer «Gewerbler» habe ich früh gelernt, was es braucht, um einen Betrieb am Laufen zu halten, die Löhne zu zahlen und investieren zu können."


Man kennt dich als starke Vertreterin von Wirtschaft und Gewerbe.

Gibt es noch andere Themen, die dich beschäftigen?

Ja, aber zuerst möchte ich noch etwas zu Wirtschaft und Gewerbe sagen. Als Tochter klassischer «Gewerbler» habe ich früh gelernt, was es braucht, um einen Betrieb am Laufen zu halten, die Löhne zu zahlen und investieren zu können. Es entspricht meiner tiefen Überzeugung, dass eine prosperierende Wirtschaft die Basis von Wohlstand und Sicherheit ist. Mich beschäftigen neben den grossen Themen wie Klima, Altersvorsorge, Energieversorgung und Sicherheit die darin enthaltenen Querschnittthemen; Bildung, Raumplanung und Finanzen.


Kannst du das etwas ausführen? Was hat z.B. Klima mit Raumplanung zu tun?

Zwischen allen Themen bestehen starke Wechselwirkungen. Unsere Handlungsfähigkeit ist nur dann gegeben, wenn wir die Themenfelder vernetzt betrachten. Als Beispiel: Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral werden. Das bedeutet, dass wir die Dekarbonisierung vorantreiben und grosse Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie bauen müssen. Viele dieser Projekte sind mit dem heutigen, sehr streng ausgestalteten Raumplanungsgesetz aber kaum zu vereinbaren. Gleichzeitig bleibt eine klimaneutrale Schweiz eine Illusion, wenn es uns nicht gelingt, neue Technologien und Verfahren zu entwickeln. Das erfordert grosse Investitionen in den Bildungsund Forschungsstandort Schweiz.


"Die Fülle an Gesetzen und Vorschriften führt aktuell vielerorts zu Stillstand statt zu Fortschritt."


Glaubst du daran, dass die Schweiz den Umstieg auf erneuerbare Energie schafft?

Ich bin ein positiv denkender Mensch und glaube an die Kraft der Wissenschaft und Wirtschaft. Aber die Rahmenbedingungen müssen entsprechend ausgelegt werden. Die Fülle an Gesetzen und Vorschriften führt aktuell vielerorts zu Stillstand statt zu Fortschritt. Welches Ausmass es angenommen hat, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Als die Grande Dixence- und die Grimselstaumauer gebaut wurden, mussten drei Bundesgesetze berücksichtigt werden. Heute wären es deren elf! Das wird schon bei den Konzessionsverlängerungen ein grosses Problem werden. Von der Realisierung neuer solcher Projekte ganz zu schweigen.


Das klingt aber nicht sehr optimistisch...

Doch, denn nur wenn wir uns den Problemen stellen, können wir sie bewältigen. Unsere Urgrosseltern haben es auch so gemacht. Dabei hatten sie ein klares Ziel vor Augen. Ihrem Glauben an die Zukunft verdanken wir praktisch alle heutigen Infrastrukturanlagen. Das Schienennetz, die Autobahnen, Tunnel, Flughäfen, Wasserkraftwerke und Hochschulen. Und sie haben so grosszügig gebaut, dass wir bis heute davon zehren können. Die letzten Generationen haben nur noch den Bestand gesichert und Neues verhindert. Nun müssen wir mit der zuversichtlichen Einstellung unserer Vorfahren die Energiewende anpacken und umsetzen.

Klingt alles gut, aber wie schaffen wir das?

Mit Politikern und Politikerinnen, die Expertenmeinungen akzeptieren, die Realitäten über Ideologien stellen und der Wirtschaft den notwendigen Entwicklungsspielraum lassen.


Was beschäftigt dich sonst noch?

Auf allen Ebenen, Gemeinde, Kanton und Bund, stelle ich starke Bestrebungen fest, den Staat kontinuierlich auszubauen sowie Einkommen und Vermögen zu regulieren und umzuverteilen. Wenn ich lese, dass die Beschäftigungszahlen in der öffentlichen Verwaltung in den letzten Jahren stärker gewachsen sind als in der Privatwirtschaft, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass dem Staat zu viele neue Aufgaben auferlegt wurden. Für die Erfüllung dieser Aufgaben braucht es Geld, das wiederum wird bei den Steuerzahlenden abgesogen und umverteilt. Das darf auf keinen Fall so weitergehen.


Zum Schluss noch zwei provokative Thesen: Die Schweiz wäre sicherer in der NATO!

Ein NATOBeitritt wäre mit unserer dauernden Neutralität nicht vereinbar. Aber die Schweiz muss mit der NATO punktuell zusammenarbeiten können. Unser Land liegt in der Mitte von Europa, es ist sehr wahrscheinlich, dass ein militärischer Konflikt gleichzeitig mehrere europäische Staaten und die NATO betreffen würde. Es wäre somit fahrlässig, wenn die Schweiz sich in den Bereichen Cybersicherheit, Waffensysteme und Ausbildung vollkommen unabhängig oder autark von der NATO entwickeln würde.

Künstliche Intelligenz (KI) wird uns viele Arbeitsplätze kosten!

KI wird sicher einerseits Arbeitsplätze kosten, andererseits wird sie auch Arbeitskräfte für neue Herausforderungen freispielen. Praktisch in jeder Branche besteht akuter Mangel an Arbeitskräften. Es wird immer wieder neue Aufgaben geben, die Maschinen nicht übernehmen können. Ähnliche Verlustängste kennen wir in Zusammenhang mit der Digitalisierung. Aber auch hier hat sich gezeigt, dass viele neue Arbeitsfelder geschaffen wurden.


Was wünschst du dir für die Schweiz?

"Wieder mehr Mut, positives Denken und Gestaltungswillen."

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