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Wer Angst vor Widerspruch hat, versteht Freiheit nicht.

In den letzten Wochen wurde mir wieder bewusst, wie stark in der öffentlichen Wahrnehmung der Anspruch verankert ist, dass in einer Partei Einigkeit herrschen müsse. Dass eine starke Parteileitung den Weg vorgibt und alle anderen folgen. Als ob politisches Handeln nur dann legitim wäre, wenn alle im Gleichschritt marschieren.


Immer wieder habe ich mich gefragt, woher dieser Anspruch an eine Partei eigentlich kommt. Funktioniert das so in der Familie? Ist das eine Teamführung, in der wir uns wohl fühlen? Werden so erfolgreiche Unternehmen geführt?


Vielleicht ist der Wunsch nach Harmonie tief in uns verankert. Aber Politik ist keine Wellness-Oase. Es geht nicht darum, dass sich alle wohl fühlen. Es geht nicht darum, Konflikte zu vermeiden, sondern Entscheidungen zu treffen, die unser Land weiterbringen. Dafür braucht es unterschiedliche Stimmen und Widerspruch. Es braucht ein Umfeld, in dem Kritik und Vielfalt nicht stört, sondern dazu anspornt, bessere Lösungen zu finden.  

Für mich heisst das auch: In der FDP erwartet niemand, dass sich immer alle einig sind. Meine Kolleginnen und Kollegen müssen meine Haltung nicht teilen - und ich nicht ihre. Wir ringen miteinander, manchmal laut, manchmal hart. Aber genau deshalb sind wir hier richtig.


Die Weiterentwicklung des bilateralen Wegs wird uns noch lange beschäftigen. Es wird Argumente geben, die uns überzeugen, irritieren und herausfordern. Das wird nicht angenehm, aber notwendig. Entscheidend ist, dass wir unsere Meinungsbildung mit Respekt führen. Mit dem Bewusstsein, dass es am Schluss nicht um persönliche Siege geht, sondern um das Beste für unser Land.


Vor allem aber dürfen wir nicht vergessen, wer die Konsequenzen unserer Entscheidungen trägt: die Menschen, die am Montag nach dem Abstimmungswochenende aufstehen und zur Arbeit gehen. Die Unternehmen, die investieren und Risiken eingehen.


Wenn wir von ihnen erwarten, dass sie die grossen Herausforderungen unserer Zeit schultern; die Renten, die Gesundheitskosten, die Armee, das Wohnen, das Klima und den sozialen Zusammenhalt, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie die richtigen Werkzeuge in der Hand haben.


Die FDP ist nicht nur eine Wirtschaftspartei. Aber sie ist es auch. Und deshalb haben wir die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass unsere fünf Millionen Erwerbstätigen die Voraussetzungen erhalten, um das aufzubauen und zu tragen, was wir als Gesellschaft von ihnen verlangen.

 

Sandra Hess - Nidau, 18. November 2025

ree

 

 

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